Gerade habe ich den Mann zum Zug gebracht, und als wir losfahren wollten, ärgerte ich mich erstmal gehörig über das Auto neben uns; besser gesagt über dessen Fahrer. Denn es war ein Fahrrad-Träger hinten am Auto montiert, und die Besitzer hatten es nicht für nötig gehalten, das gute Stück auch komplett wieder einzuklappen – weswegen ich jetzt wie blöd rummanövrieren musste, um unbeschadet aus meiner Parklücke zu kommen. So was nerviges und rücksichtsloses!
Von meinem Freund war ich übrigens auch genervt – er hätte auch echt mal selbst drauf kommen können, auszusteigen und mir anzuzeigen wie viel Platz ich noch habe!
(Schon an dieser Stelle wunderte ich mich kurz; denn normalerweise entlockten mir solche Situationen allerhöchstens ein kurzes inneres Augenverdrehen oder ein sarkastisches Kommentar, aber für mehr ist mir meine gute Laune in der Regel viel zu kostbar.^^)
Kurz danach echauffierte ich mich dann ausgiebig über ein paar Touristen, die in aller Seelenruhe und Langsamkeit auf den Zebrastreifen zuschlenderten, über den sie dann letztlich doch nicht rüber gingen – da standen wir aber quasi schon, grrrr!
Und ein paar Sekunden später machte es dann “klick”; als ich in mich hineinhorchte, und mich fragte was eigentlich los war.
Ich war gar nicht genervt; das Rumgekurve war mir völlig egal, und der Zebrastreifen auch – ich war einfach nur traurig.
Traurig, weil der Mann wieder nach Hause fuhr und ich ihn jetzt schon vermisste; traurig, weil ich jetzt schon wusste wie sehr er mir später beim Einschlafen fehlen würde. Und morgen, und alle Tage bis zu seiner Rückkehr.
Darum ging es also.
Und dann dachte ich darüber nach, wie oft das eigentlich passiert: Dass sich ein anderes Gefühl über das eigentliche schiebt.
Wenn wir wütend werden, obwohl wir in Wahrheit Angst haben, oder zickig, wenn eigentlich Trost bräuchten. Wenn wir schreien, obwohl uns eigentlich zum Heulen ist; und wir überheblich werden, wenn wir unsicher sind… Die Liste ließe sich sicher endlos fortführen.
In dem Moment, in dem mir bewusst wurde worum es eigentlich ging, war meine Wut und Gereiztheit von einer Sekunde auf die andere wieder verschwunden; und ich konnte förmlich spüren, wie sich der Energiefluss in mir harmonisierte.
Es lohnt sich sehr, immer nochmal einen zweiten Blick zu riskieren, wenn unser Ego uns vermeintliche Gründe für unsere schlechte Laune oder unser Genervtsein anbietet – denn die wahren Gründe liegen oft ganz woanders.
Und wenn wir die nicht erkennen, werden wir weder unsere schlechte Laune los, noch können wir uns um das kümmern, was unsere Seele und unser Herz tatsächlich beschäftigt und bewegt in diesem Augenblick.
Mit meinem traurig sein konnte ich letztlich ganz schnell Frieden schließen, denn das ist bei mir nun mal so, wenn ich jemanden verabschiede den ich liebe – und jemanden zu vermissen, von dem man weiß dass man ihn in ein paar Tagen wiedersieht, fand ich schon immer ein sehr gnadenvolles Gefühl. Und jemanden zu haben auf den man sich so sehr freut (was ja die andere, schönere Seite des Vermissens ist), ist ohnehin ein absolutes Geschenk des Himmels.
Aber ist es nicht toll, wie das Universum mich unentwegt an Sachverhalte erinnert, die auf jeden Fall noch mit ins Buch sollten?! Also ich bin absolut begeistert.^^ 😉
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