Ich sitze auf dem Fußboden der Tierklinik, in der meine Hundemaus und ich seit gestern Dauergäste sind, und folge dem Impuls meine Gedanken und Erkenntnisse mit dir zu teilen – denn ich empfinde trotz der inneren, äußeren und körperlichen Ausnahmesituation, in der wir uns seit der Diagnose befinden, unglaublich viel Dankbarkeit und innere Ruhe, und möchte die Gründe dafür gerne mit dir teilen.
Denn in Ausnahmesituationen gibt es so viel, auf das wir keinen Einfluss haben – und das verursacht Stress in unserem System, weil wir uns ausgeliefert, hilflos und handlungsunfähig fühlen. Um so wichtiger ist es darum, den Einfluss zu nutzen, den wir haben!
Das hilft uns nicht nur durch die konkreten Dinge die wir dann tun, sondern wir erleben dadurch auch bewusst unsere Selbstwirksamkeit – und die bringt uns direkt zurück in unsere Kraft und Handlungsfähigkeit.
Nachdem wir gestern die Diagnose bekamen, dass Pebbels an einer schweren Niereninsuffizienz erkrankt ist, bin ich ziemlich unmittelbar in Tränen ausgebrochen – ich liebe dieses kleine Wesen so sehr, sie ist mein absoluter Seelenhund (wenn du auch ein Seelentier hast, dann weißt du was das bedeutet und wie tief diese Verbindung geht); und es gibt keine Worte dafür, wieviel Liebe und Freude sie in den sechzehneinhalb Jahren, in denen sie schon an meiner Seite ist, in mein Leben gebracht hat.
Ich weinte, weil ich nicht wollte dass es ihr schlecht geht, weil sofort das Gedankenkarussell ansprang was diese Diagnose wohl bedeutet und wie lange sie noch bei uns sein wird; und weil mein Ego sofort begann, auf mich einzuhacken.
Hätte ich irgendwas anders, früher oder besser machen können, sollen, müssen? Bin ich SCHULD an irgendwas? Die ganze Palette; so eine Situation ist ja gerade zu ein Festschmaus für unser Ego. Selbstzerfleischung zum Dessert.^^
Die gute Nachricht ist: Mit ein bisschen Übung kannst du auch in solchen Ausnahmesituationen und mit eskalierendem Ego handlungsfähig bleiben und gut für dich sorgen. Dann ist die Situation im Außen zwar immer noch so, wie sie ist – aber du FÜHLST dich darin ganz anders, und kannst trotz aller Gefühle klar agieren.
Die meisten dieser Dinge tue ich inzwischen vollautomatisiert und ohne noch groß darüber nachzudenken – gestern hatte ich viiiiiel Zeit, und habe sie genutzt um die einzelnen Dinge für dich zu benennen und zusammengetragen.
Denn schlimme und herausfordernde Situationen gibt es im Leben immer wieder – aber wenn wir entsprechend vorbereitet sind, dann kann auch der stärkste Sturm unser Schiff nicht zum Kentern bringen.
Was tue ich also konkret in einer solchen Situation, was habe ich gestern und heute getan?
✨ Annehmen was ist
Die Situation ist, wie sie nun mal ist – und je eher ich sie annehme und aus dem Widerstand des Nicht-Haben-Wollens rausgehe, desto eher habe ich meine Energie wieder zur Verfügung und kann sie sinnvoll einsetzten.
Denn egal wie sehr ich das was ist NICHT will, es wird dadurch nicht einfach wieder verschwinden – dann doch lieber gleich Ärmel hochkrempeln auf die Lösung und Handlungsoptionen konzentrieren!
✨ Gedankenhygiene
Jeder Gedanke an mögliche Ausgänge der Situation, die mich schwächen, traurig machen oder mir Angst machen, werden nicht weitergedacht – denn erstens raubt mir das nur Energie und macht mich wahnsinnig, und zweites weiß ja niemand, wie es ausgehen wird – darum ist es vollkommen müßig, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
Denn wenn wir das tun, zahlen wir am Ende jede Menge Zinsen für Schulden, die wir vielleicht niemals machen.
Ich wähle statt dessen ganz bewusst die Gedanken aus, die mir dienen und gut tun – und die das Gesetz der Resonanz für mich nutzen, statt gegen mich.
✨ Alle Gefühle zulassen
In solchen Situationen werden wir meist von lauter unterschiedlichen Emotionen überrollt – Angst, Schmerz, Wut, Trauer, Hilflosigkeit, Überforderung, es ist alles dabei.
Je mehr es mir gelingt, alle Gefühle einfach wahrzunehmen und da sein zu lassen, ohne sie durch gedankliches Einsteigen festzuhalten oder zu verstärken, umso schneller gehen sie auch wieder.
Weinen, wenn die Tränen kommen, lachen, wenn es etwas zu lachen gibt – und alles dazwischen. Gerne auch im Wechsel im Fünf-Minuten-Takt. Es ist okay zu fühlen, was immer gerade gefühlt werden will.
✨Für mich und meine Bedürfnisse einstehen
Meine Hündin ist sechzehneinhalb Jahre alt, kann nicht mehr gut sehen und hören, und hat seit einem traumatischen Schmerzerlebnis immer einen riesigen Stress, wenn sie zum Tierarzt muss. Meine oberste Aufgabe und Priorität als ihr Frauchen ist es, sie zu beschützen und dafür zu sorgen, dass es ihr immer so gut geht, wie nur irgend möglich.
In diesem Fall hieß das: Ich werde sie auf keinen Fall alleine lassen, egal wie lange es dauert. Denn sie hat eh schon Stress und Angst und versteht nicht was mit ihr passiert – da soll sie wenigsten spüren, dass ich an ihrer Seite bin.
In diesem Fall hieß das auch, das Risiko einzugehen, mich unbeliebt zu machen. Denn natürlich hat die Belegschaft einer Tierklinik auch so schon genug zu tun, und reißt sich ganz sicher nicht um die Mehrbelastung, eine Möglichkeit der Unterbringung für ein aufgelöstes, aber sehr entschiedenes Frauchen zu finden.
Aber EGAL – selbst wenn sie es doof/ nervig /anstrengend gefunden hätten: Die kleine Motte nicht allein zu lassen und ihr so viel Sicherheit wie möglich zu geben, war meine oberste Priorität – und DAS ist wirklich wichtig und zählt, nicht dass irgendwelche Menschen, die ich gar nicht oder nur flüchtig kenne, nichts negatives über mich denken. (Dass ich meine Bitte bei aller Klarheit freundlich und liebevoll vorgetragen habe, versteht sich von selbst.)
Und siehe da: Es war überhaupt kein Problem. Alle Mitarbeiter hier lieben Tiere und wollen immer ihr Bestes und hatten super viel Verständnis – und so verlegten sie einen Patienten in einen anderen Raum und ich konnte die ganze Zeit bei Pebbels sein, ohne dass ich irgendwem im Weg war.
Gestern konnte ich für mich einstehen ohne drüber nachzudenken, aber früher hätte ich mich das wahrscheinlich nicht getraut. Da wäre die Angst vor Ablehnung und der Wunsch keine Umstände zu machen größer gewesen – und mein Ego hätte mich hinterher umso mehr zerfleischen können, denn natürlich hätte ich mir dann im Nachhinein Vorwürfe gemacht.
Hier wurde mir mal wieder am eigenen Leibe bewusst, wie krass und tief Glaubenssatzarbeit wirkt.
“Ich darf mich zumuten!”
“Ich darf unbequem sein!”
“Auch wenn ich mich zumute und mal unbequem bin, bin ich liebenswert!”
“Es ist sicher für mich, mich zuzumuten und auch mal unbequem zu sein.”
Diese Erkenntnis machte mich unendlich dankbar, und das bringt mich gleich zum nächsten Punkt:
✨ Dankbarkeit
Die schnellste Möglichkeit, dich EGAL IN WELCHER SITUATION sofort wieder in eine bessere Energie zu bringen, ist nach Dingen Ausschau zu halten, für die du dankbar bist. Und egal wie niederschmetternd, beängstigend oder überfordernd die Situation gerade auch sein mag, du findest IMMER etwas, für das du dankbar sein kannst!
Ich bin dankbar für das tolle und so liebevolle Team in der Tierklinik, und dass sie es möglich gemacht haben, dass ich den ganzen Tag an Pebbis Seite sein konnte und kann.
Ich bin dankbar dafür, dass ich so flexibel und frei in meiner Zeiteinteilung und Tagesgestaltung bin, dass ich es auch von dieser Seite aus problemlos einrichten kann.
Ich bin unendlich dankbar für die tollsten und liebevollsten Kunden, die man haben kann – die nicht nur unglaublich verständnisvoll reagiert habe als ich Calls und 1:1-Termine verschoben habe, sondern die uns auch den ganzen Tag mit Liebe, Licht und guter Energie versorgt haben. Danke, Danke, Danke!
Ich bin unglaublich dankbar dafür, dass mein Freund sofort von der Arbeit losgefahren und zu uns gekommen ist nachdem ich ihn informiert habe, und ich mir so um unseren anderen Hund (der im Auto saß) keine Sorgen machen musste. Und ich war unglaublich dankbar, dass es gestern nicht so warm war – denn nur deshalb konnte Henri überhaut im Auto bleiben, was alles sehr entspannt hat.
Ich bin dankbar dafür, dass sich direkt neben der Tierklinik ein Supermarkt befindet – denn ich hatte keine Ahnung, dass wir den ganzen Tag in der Klinik sein würde, und bin morgens ohne Frühstück losgefahren.
Ich bin dankbar dafür die Behandlung bezahlen zu können, und dafür, dass ich von überall aus arbeiten und für meine Kunden da sein kann – auch vom Fußboden einer Tierklinik aus.
Und so weiter und so weiter – die Liste ist noch lange nicht vollständig!
Und jeder einzelne Punkt, den ich mir bewusst machen und auf den ich ich fokussiere, bringt mich von Angst, Ohnmacht und Überforderung wieder zurück in meine Kraft und in ein gutes, warmes, nährendes Gefühl – OBWOHL im Außen immer noch alles ist, wie es ist.
✨ Das Ego stummschalten
Da ich ja weiß wie das Ego tickt und arbeitet, hat es mich weder überrascht dass es sofort über mich hergefallen ist, noch auf welche Weise – und ich konnte es klar von meinen eigenen Gedanken und Gefühlen unterscheiden.
Trotzdem habe ich sofort dafür gesorgt, dass mir zusätzlich ganz fix von Außen jemand sagt und bestätigt, was ich eigentlich selbst weiß, und was ich auch jedem anderen sagen würde, der in meiner Situation ist! Das hat unendlich gut getan, und in Kombination mit der Gedankenhygiene dazu geführt, dass mein Ego innerhalb weniger Minuten verstummt ist. ✨
Sich Hilfe zu holen (auch wenn man es auch alleine schaffen würde !!!) ist ein Akt der Selbstliebe und dazu noch unglaublich clever. Denn es geht nicht darum es irgendwie zu schaffen, sondern es darf so leicht und schnell wie möglich gehen!
Denn sorry Ego-Bitches: “WE HAVE NO TIME FOR YOUR NEGATIVE BULLSHIT!”
✨Gut für mich sorgen
Gerade in herausfordernden Situationen und Zeiten ist es noch wichtiger als sonst, gut für uns zu sorgen, und zwar auf fundamentalster Ebene: Essen, Trinken, Schlaf, Bewegung.
Gestern war ich unvorbereitet, weswegen ich mich abends, nach einem sehr emotionalen Tag in einem stickigen Raum und mit kaum Essen und Trinken, sehr ausgelaugt fühlte.
Heute bin ich vorbereitet. Ich habe zwar kaum geschlafen (annehmen, was ist), aber ich habe mir genug zu essen und zu trinken mitgenommen, um gut durch den Tag zu kommen. Und zwar nicht nur Kekse und Schokolade, sondern Dinge, die mich körperlich und energetisch nähren: Porridge, Ingwertee, die restliche Gemüsepfanne mit Reis von gestern Abend, ausreichend “gutes” Wasser.
Und ich achte drauf, häufig meine Position zu wechseln und mich regelmäßig zu dehnen (denn wirklich rückenfreundlich ist weder der Hocker, noch mein Lager auf dem Boden).
Außerdem kommuniziere ich mit Menschen die mir gut tun, und habe Bücher und Hörbücher dabei, die mir eine gute Energie geben. Und alles was heute nicht dran ist, sein muss oder mich stresst, lasse ich weg. ✨
Ich hoffe, dass du aus diesen konkreten Beispielen etwas für dich mitnehmen kannst – dass diese Punkte, vielleicht mit etwas Übung, zu einer inneren Ritterrüstung und Energiequelle für dich werden, die dir bei Bedarf immer zur Verfügung stehen.
Denn egal was im Außen passiert: Wir haben immer die Wahl, wie wir darauf reagieren.
Alles Liebe
deine Inga ❤️