Gehörst Du auch zu den Menschen die sich selbst immer total fertig machen, wenn sie mal etwas nicht so gut hinbekommen oder gar einen “Fehler”, etwas falsch gemacht haben?
Also ich war diesbezüglich echt die absolute Queen! Ich konnte hundert Sachen super gut machen, und dann habe ich (manchmal auch nur in meinen Augen) eine einzige Sache verkackt – und war RAUS.
Gefühlt war alles Gute was ich getan hatte nichts mehr wert; dieser eine Fehler, diese eine vermeintlich falsche Reaktion zählten mehr als alles andere – und egal was die Menschen um mich herum sich auch leisteten: Bei MIR war es unverzeihlich.
Und ich wusste auch durchaus wo dieses Gefühl herkam: Ich habe unzählige Male erlebt, daß die Dinge die gut machte ganz selbstverständlich hingenommen wurden, während mir meine vermeintlichen Fehler und Defizite immer sehr ausgiebig und immer unter die Nase gerieben wurden.
Da muss man nun wirklich kein Sigmund Freud sein um das zu durchschauen – aber nachts wach lag ich trotzdem. Hab mir Vorwürfe gemacht. Hatte Angst. Daß ich nicht mehr geliebt werde, und geteert und gefedert und aus der Stadt gejagt. Mindestens.
War das total übertrieben? Natürlich. Wusste mein Kopf das auch? Absolut. Hat das irgendwas an meinen Gefühlen geändert? Nicht im Geringsten.
Ich habe mir manchmal tagelang Vorwürfe gemacht und mich selbst zerfleischt, und habe unzählige Stunden damit verbracht mir auszumalen welche dramatischen Folgen mein (Fehl-) Verhalten haben könnte – natürlich ist davon ungefähr nie etwas tatsächlich eingetroffen.
Aber es hat mich ängstlich und unfrei gemacht, diese ständige Sorge “aussortiert” zu werden, nur weil ich mich nicht perfekt verhalten oder jemanden verärgert habe.
Der Impuls, meine Fehler höher zu bewerten als alles was ich gut mache, zeigt sich auch heute noch immer mal wieder – aber heute kann er mir nichts mehr anhaben, und das fühlt sich sooooo gut an!
Ich weiß daß es vielen Menschen ähnlich geht wie mir damals, vielleicht gehörst Du ja auch dazu – darum möchte ich Dir unbedingt weitergeben, was mir selbst aus dieser Spirale heraus geholfen hat, und immer noch hilft.
★★★★★★
Als erstes verpasste ich mir einen Satz neuer Glaubenssätze – denn offensichtlich liefen in den 96% meines Unterbewusstseins bei diesem Thema einige Verdrahtungen mächtig falsch!
Meine Ängste deuten darauf hin, daß ich innerlich davon überzeugt war nur dann liebenswert zu sein, wenn ich perfekt bin, wenn ich keine Fehler mache – aber ich bin ein MENSCH, und Menschen machen nun mal Fehler, ständig – und sie sind ganz sicher nicht perfekt.
Welche neuen, inneren Überzeugungen brauchte ich also, um von dieser panischen Angst und der Selbstgeißelung freizukommen?
Mir haben diese Sätze geholfen:
- Ich darf Fehler machen
- Auch wenn ich Fehler mache werde ich geliebt / bin ich liebenswert
- Auch wenn ich Fehler mache bin ich ein guter Mensch / eine gute Freundin
- Ich reiche (so wie ich bin und mit dem was ich tue)
- Ich liebe und akzeptiere mich so wie ich bin (und mit allem was zu mir gehört)
Wenn meine 96% von diesen Aussagen überzeugt sind, bin ich schon mal wesentlich entspannter – denn ein Fehler ist dann einfach nur noch ein Fehler, und keine Direktfahrt ins Fegefeuer (oder in die Einsamkeit). 😉
Im nächsten Schritt nahm ich einen Perspektivwechsel vor, in dem ich die Situation aus einer anderen Warte betrachtete. Und dabei wurde mir vor allem eins bewusst:
Alle Menschen um mich herum machen von Zeit zu Zeit Fehler, bauen Mist, reagieren überzogen, sind verletzend oder was auch immer – aber es ändert NULL an meinen Gefühlen für sie. Ich ärgere mich vielleicht darüber, bin genervt oder was auch immer – aber ich habe sie doch deswegen nicht weniger lieb.
WARUM also sollte das dann umgekehrt anders sein??
Ganz viel innere Ruhe bekam ich dadurch, daß ich die Situation so annahm, wie sie nun mal war: Ja, ich habe Mist gebaut / etwas wichtiges vergessen / falsch gemacht / jemanden verletzt – aber es ist passiert, ich kann es nicht mehr ändern.
Und NICHTS wird besser, wenn ich mich selbst geißle und schlecht fühle – und ungeschehen macht es die Situation auch nicht.
Und wenn alles schlecht fühlen augenscheinlich nichts bringt, dann kann ich es auch einfach sein lassen. 😉
Mit Hilfe der Gedankenhygiene machte ich mir außerdem klar:
Ich habe es so gut gemacht, wie ich es in der Situation eben konnte. Es war keine Absicht, schon gar keine böse – ich habe es schlicht und ergreifend einfach nicht besser hinbekommen in dem Moment. Sonst hätte ich es ja getan.
Das half mir, mir selbst gegenüber gütiger zu werden, und mich nicht mehr so fertig zu machen. Und ich verstand, daß die Schreckensszenarien die mein Ego mir als mögliche Folgen meiner ach so großen Verfehlungen vor die Füße warf, mit der Realität nichts tun hatten.
Und dann entdeckte ich die allerallerwirksamste und schnellste SOS-Superwaffe überhaupt; ich entdeckte die eine Frage, die mich jedes Mal aufs Neue sofort innerlich befreit:
Was würdest Du Deinem besten Freund, Deiner besten Freundin, Deinem Partner oder sonst jemandem den Du liebst sagen, wenn er an Deiner Stelle wäre?
Würdest Du ihn bepöbeln, beschimpfen und niedermachen? Oder würdest Du sagen daß alles halb so wild ist, daß sowas passieren kann und auch passieren darf, und daß all die guten Dinge die er tut tausend mal wichtiger sind?
Daß das was er oder sie getan hat nichts an ihrem Wert ändert, und daß es normal ist das so was ab und zu mal geschieht, weil niemand von uns perfekt ist?
Würdest du sie trösten und daran erinnern daß sie immer ihr Bestes gibt, und daß das reicht; das sie nicht perfekt sein muss um liebenswert zu sein?
Würdest Du ihr sagen daß Du sie oder ihn lieb hast, sie in die Arme nehmen und trösten?
Ich denke ja. 🙂
Und dasselbe gilt verrückter Weise auch für uns selbst.
Also, sei gütig zu Dir selbst und feiere Dich viel häufiger für das was Du toll machst und gut kannst – das Leben wird sofort so viel leichter und macht so viel mehr Spaß. 🙂
Alles Liebe und bis bald
Inga